Neuerscheinungen 2006 Neuerscheinungen Herbst 2006:
Neuerscheinungen Sommer 2006:
Neuerscheinungen Frühjahr 2006:
Neuerscheinungen Winter 2005/2006:
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Herbst 2006 |
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Alfred Kittner
Briefe mit Rose Ausländer Hrsg. Helmut Braun
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Rose Ausländer starb am 3. Januar 1988, berühmt, geehrt und von ihren Leserinnen und Lesern geliebt im Nelly-Sachs-Haus und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Düsseldorf beerdigt. Im selben Jahr erschien im Rimbaud Verlag der Gedichtband «Schattenschrift» von Alfred Kittner, der eine Auswahl aus seinem Werk vorstellt. Dafür wurde ihm der Andreas-Gryphius-Preis zuerkannt. Als Auskunftgeber über Rose Ausländer, deren Zeit und Werk in Czernowitz und Bukarest, stand er immer wieder Wissenschaftlern und Journalisten Rede und Anwort. Er trug damit wesentlich bei, dass die Biografie der Dichterin erschlossen werden konnte. Kurz vor seinem Tode im Jahre 1991 diktierte er auf Kassetten seine Lebenserinnerungen, die er leider nicht mehr überarbeiten konnte. Edith Silbermann, die seine letzten zehn Lebensjahre mit ihm teilte, übertrug die Diktate in Schriftform und gab den Text unter dem Titel Erinnerungen 1996 ebenfalls im Rimbaud Verlag heraus, wo die Publikationen aller Gedichte des Poeten erschienen sind. Damit scheint sichergestellt, dass der Dichter Alfred Kittner, zumindest bei einem fachkundigen Lesepublikum, nicht in Vergessenheit gerät.
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Christoph Leisten
der mond vergebens Gedichte aus zehn Jahren
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tasten, worauf die buchstaben längst abgetragen sind
in immer neuen variationen deiner worte,
du weiterschreibst, blindlings wissend vor schmerz
für die du zu müde bist, bis du davon erwachst,
all deine vielen facetten ins gegenüber schleift
tief unter den unsichtbaren zeichen, die sich dir zutragen,
«Es geht um ein Abtasten der alltäglichen Topographien nach neuer Intensität. Das Licht dieser Texte sind die Reflexe von Spiegelungen, ein helldunkles Zwielicht auch, das seismographisch Verwandlungen anzeigt.»
Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung
Weitere Titel von Christoph Leisten
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Georg Britting
Die kleine Welt am Strom Erzählungen und Gedichte
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Georg Britting wurde 1891 in Regensburg geboren. Er studierte in Weihenstephan. 1914 zog er als Freiwilliger in den Krieg, danach zog er nach München und arbeitete als Schriftsteller. Er gab «Die Sichel» heraus, eine Zeitschrift für Dichtung und Grafik. Schrieb Dramen, einen Roman und zahlreiche Erzählungen und Gedichte. 1953 Immermann-Preis, 1959 Bundesverdienstkreuz, 1961 Großer Preis von Nordrhein-Westfalen. In seinen Werken stehen Naturimpressionen teils unwirklichen oder erschreckenden Handlungen gegenüber. Britting starb 1964 in München. Titel von und zu Georg Britting
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Sommer 2006 |
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Alfred Gong
Gnadenfrist Gedichte
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Alfred Liquornik, geboren 1920 in Czernowitz, verließ 1946 seine Heimat und lebte in Wien bis 1951, dann übersiedelte er in die USA, wo er sich 1957 unter dem Namen Alfred Gong einbürgern ließ. Er war Mitarbeiter deutsch-amerikanischer Zeitschriften. 1981 starb er in New York. Neben Weißglas gehörte Gong zum Kreis der gleichaltrigen Jugendfreunde Paul Celans.
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Περικλής Μονιούδης ΜΟΝΙΟΥΔΗΣ ΠΕΡΙΚΛΗΣ
Erzählung
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«Der Günstling der Gegenstände» erschien erstmals im Januar 1991 in einer Auflage von hundert Exemplaren im Selbstverlag des Autors. Im August 1996 erfuhr die überarbeitete Erzählung unter dem Titel «So weit das Auge reicht» eine Neuauflage im Aufbau-Verlag, Berlin, herausgegeben vom Literarischen Colloquium Berlin in der Reihe «Text und Porträt». Über Perikles Monioudis’ Erstling, der hiermit wieder unter dem Originaltitel erhältlich ist, schrieb die Süddeutsche Zeitung: «Wörter aus abgelegensten Registern, eine Musik von durchtriebener Komplexität. Man möchte nichts missen von dem, was den Sog dieser Prosa ausmacht. Eines der wunderlichsten Prosastücke der letzen Jahre.» Perikles Monioudis wurde 1966 in Glarus, Schweiz, geboren und zog, nach dem Studium der Soziologie und Politologie an der Universität Zürich, nach Berlin. Für seine in mehrere Sprachen übersetzten Romane und Erzählbände wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter der Preis des Schweizerischen Schriftstellerverbandes und der Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Alle Titel von Perikles Monioudis
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Ákos Győrffy
Aus Akutagawas Notizblock Aus dem Ungarischen von Lajos Adamik und Gerhardt Csejka
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Ákos Győrffy, geb. 1976 in Vác, lebt in Nagymaros/Donauknie, arbeitet in Budapest in einer Grundschule für körperbehinderte Kinder. Seit 1996 zahlreiche Gedichtveröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 2000 erschien sein erster Lyrikband mit dem Titel «A Csóványos északi oldala» (Die Nordseite des Csóványos), für den er den Attila-Gérecz-Preis für das beste lyrische Debüt des Jahres erhielt. 2004 erschien sein zweiter Band mit dem Titel «Akutagava noteszéből» (Aus Akutagawas Notizblock). In der 100. Ausgabe von «Lichtungen» sind einige Texte aus diesem zweiten Band in deutscher Übersetzung erschienen.
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Margot Ehrich
ich finde aus wohin er ging Gedichte
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Margot Ehrich, geb. 1936 in Bautzen. Sie wuchs auf in Leitmeritz/Nordböhmen, von wo sie 1945 vertrieben wurde. 1950 Flucht aus der DDR, 12 Jahre Aufenthalt in der Schweiz, Studium der Pädagogik an der Grande École de Danse, Bern. Sie lebte als freie Schriftstellerin in Undeloh/Nordheide. Zahlreiche Auszeichnungen. Sie starb 2017. Weitere Titel von Margot Ehrich
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Reinhard Kiefer
Ein Geheimnis in Oberwald Geschichte
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Reinhard Kiefer, 1956 in Nordbögge (Westfalen) geboren, veröffentlicht seit 1981 im Rimbaud Verlag. Dort gibt er auch das lyrische Gesamtwerk Ernst Meisters heraus. Seine letzten Veröffentlichungen sind: «Vor der Natur. Ein Satzbau» (2001); «Thomas Mann. Letzte Liebe», Erzählung (2001); «Café Moka. Nachschreibungen zu Agadir» (2003); «nur die fenster im blick», Gedichte (2005); «Halbstadt», Roman (2006). Alle Titel von Reinhard Kiefer
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Jean Krier
Bretonische Inseln Gedichte
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Jean Krier, geboren 1949 in Luxemburg. Studium der Germanistik und Anglistik in Freiburg i. Br. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (u.a. Akzente, manuskripte, Sprache im technischen Zeitalter) sowie Rundfunksendungen. Krier starb 2013 in Freiburg im Breisgau.
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Ernst Meister Jahrbuch
11 2004 112 S., brosch., 2006
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Inhalt Friedemann Rosdücher:
Dietmar Keilitz:
Berthold Damshäuser / Ramadhan K. H. Penerbit:
Maria Behre:
Tengiz Iremadze:
Martin Linnhoff:
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Franz Joachim Behnisch
Im Gleisdreieck Roman
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Franz Joachim Behnisch (1920–1983), geboren und aufgewachsen in Berlin. Krieg, russische Gefangenschaft bis Ende 1948, Studium in München, Promotion in Würzburg. Er lebte, lehrte als Germanist und Historiker, und schrieb in seiner (ihm vom Schicksal zugedachten) Wahlheimat Weiden in der Oberpfalz. Themen seiner Romane, Erzählungen, Hörbilder, Kurzprosa und Lyrik sind vor allem Berlin und die Zeitgeschichte. Das Buch erschien unter dem vom ursprünglichen Verlag auferlegten Titel «Rummelmusik. Ein Berliner Roman» 1966. Es zeigt den Lebensweg eines «kleinen Mannes», der gegen seinen Willen immer ins Zentrum turbulenter Ereignisse gerät. Titel von Franz Joachim Behnisch
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Jan-Frederik Bandel (Hrsg.)
Tage des Lesens Hubert Fichtes Geschichte der Empfindlichkeit
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Inhalt: Jan-Frederik Bandel:
Mario Fuhse:
Roland Spahr:
Robert M. Gillett:
Gerd Schäfer:
Anhang
Beiträger
Weitere Titel von Jan-Frederik Bandel
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Frühjahr 2006 |
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Heinz Kreutz
Holzschnitte Werkverzeichnis 1960–1989
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Heinz Kreutz, geboren 1923 in Frankfurt. 1940 Ausbildung als Fotograf. Kriegsdienst von 1940 bis 1942 in Stalingrad, Lazarettaufenthalt bis 1944 in Marburg. Bis zum 35. Lebensjahr arbeitet Kreutz als Weißbinder und fotografischer Gelegenheitsarbeiter. 1951 erhält er ein privates Stipendium, Aufenthalt in Paris und Südfrankreich. Seit 1976 lebt Heinz Kreutz in Antdorf (Bayern). Deutsches Informel
Weitere Titel von Heinz Kreutz Weitere Künstler des Deutschen Informel
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Ilana Shmueli
Ein Kind aus guter Familie Czernowitz 1924–1944
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Ilana Shmueli, 1924 in Czernowitz geboren, seit 1944 in Israel, arbeitete über lange Jahre als Sozialpädagogin in Tel Aviv. Sie starb im November 2011 in Jerusalem. Im Suhrkamp Verlag liegt ihr Briefwechsel mit Paul Celan vor. Theodor Kramer Preis 2009 an Ilana Shmueli Ilana Shmueli im Lyrik-Kabinett
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Leo Katz
Brennende Dörfer Roman
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Im New Yorker Exil erinnert sich Leo Katz (1892–1954) an seine Heimatstadt Sereth am gleichnamigen Fluß in der Bukowina. Das Jahr 1907 konfrontiert die Stadt, in der ukrainisch, rumänisch, jiddisch, deutsch nebeneinander gesprochen wird, mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Männer und mit einem Bauernaufstand jenseits der rumänischen Grenze. Der jüdische Gymnasiast Leo Katz sucht seinen Weg zwischen den aufbrechenden sozialen Fronten. Die Erzählung entwirft das satirische Bild einer Kleinstadt in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Leo Katz, geboren am 22. Januar 1892, Sereth (Bukowina), aus orthodox-jüdischer Familie, sollte zum Rabbiner ausgebildet werden. Er legte extern die Mittelschul-Matura in Wien ab und studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Wien (Dr. phil. 1920). 1920–1922 lebte er als Mitarbeiter der jiddischen Zeitschrift «Morning Freiheit» in New York. Ab 1922 wieder in Wien, wurde er Mitglied der kommunistischen Partei. 1926 lebte er mit seiner Gattin Bronia (die er 1924 geheiratet hatte) in Paris. 1927 wieder in Wien, journalistische Mitarbeit an der «Roten Fahne» (Zentralorgan der KPÖ) und satirische Beiträge für in der Sowjetunion erscheinende jiddische Zeitschriften. 1930–1933 arbeitete er für die «Rote Fahne» (KPD) in Berlin und floh 1933 nach Paris. Mitarbeit an der in Paris erscheinenden jiddischen Zeitung «Naie Presse». 1936–1938 war er, als Geschäftsmann getarnt, als illegaler Waffeneinkäufer für die Spanische Republik tätig. Zahlreiche Reisen, u.a. in die USA.
Werke: Die Totenjäger (Roman, Mexico 1944; ins Spanische und Jiddische übersetzt); Seedtime (Roman, New York 1947); Die Grenzbuben (Kinderbuch, Berlin 1951); Tamar (Kinderbuch, Berlin 1952); Die Welt des Kolumbus (Roman, Berlin 1953); Der Schmied von Galiläa (Historischer Roman, Berlin 1955).
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Christian Teissl
Das große Regenalphabet Gedichte
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Christian Teissl, geboren 1979, lebt in Graz und Kitzeck/Österreich. Studium der Germanistik und Philosophie, arbeitet an einer literaturwissenschaftlichen Dissertation und als Verlagslektor. Veröffentlichte bislang Lyrik, Prosa und literaturkritische Essays in zahlreichen Zeitschriften, Anthologien, in Zeitungen und im Rundfunk. Bücher: «Entwurf einer Landschaft» (Graz, 2001); «Wege ins Ungereimte. Zur Lyrik Michael Guttenbrunners» (Aachen, 2005). Weiterer Titel von Christian Teissl
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Reinhard Kiefer
Halbstadt Roman
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Rezension Bücher-Magazin |
In sechzehn Kapiteln wird der Weg von drei jungen Menschen Toni Klingson, Alexander Müller und Veronika Vogler beschrieben. Klingson versucht sich als Schriftsteller, Müller als Maler und die Vogler als Muse. Das alles spielt in den 80er Jahren. Dabei werden immer wieder, wenn auch verfremdet, Elemente der Zeitgeschichte eingefügt (die Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten, Tschernobyl, der Fall Barschel, der Fall der Mauer). Anfang und Schluß des Romans finden am Silvestermorgen und -nachmittag des Jahres 1989 statt. Das erste und das letzte Kapitel bilden den Rahmen, in dem die Geschichte von Klingson und Müller erzählt wird. Reinhard Kiefer, 1956 in Nordbögge (Westfalen) geboren, veröffentlicht seit 1981 Lyrik und Prosa im Rimbaud Verlag. |
Dagmar Nick
Die Flucht Drei Hörspiele
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Die Flucht, 1958
Auszeichnungen u.a.: Liliencron-Preis der Stadt Hamburg 1948, Eichendorff-Literaturpreis 1966, Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis 1970, Roswitha-von-Gandersheim-Medaille 1977, Tukan-Preis der Stadt München 1981, Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen 1986, Schwabinger Kunstpreis für Literatur der Stadt München 1987, Andreas-Gryphius-Preis 1993, Silbermedaille «München leuchtet» der Landeshauptstadt München 2001, Jakob-Wassermann-Literaturpreis der Stadt Fürth 2002, Ernst-Hoferichter-Preis 2006, Bayerischer Verdienstorden 2006, Horst-Bienek-Preis für Lyrik 2009. |
Frank Schablewski · Jacques Gassmann · Thomas Buhr
Spielraum Lyrics und Sprecher: Frank Schablewski
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Peter Horst Neumann
Was gestern morgen war Gedichte
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Peter Horst Neumann, Lyriker, Essayist und Literaturwissenschaftler. 1936 in Neisse in Oberschlesien geboren. Nach 1945 Schulbesuch in Aue/Erzgebirge (DDR). Studium der Musik in Leipzig. 1958 Flucht in den Westen. Studium der Philosophie, Literatur-, Musik- und Kunstwissenschaft in Berlin und Göttingen. Promotion. 1968–2001 Lehrstühle für Neuere deutsche Literaturgeschichte an den Universitäten Fribourg (Schweiz), Gießen und Erlangen-Nürnberg. Gastvorträge in 12 Ländern. Bücher über Lessing, Jean Paul, Bertolt Brecht, Paul Celan und Günter Eich. Ca. 120 Essays und Abhandlungen zur Literatur- und Musikgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Von 1984 bis 2002 Präsident der Eichendorff-Gesellschaft. Für seine Lyrik erhielt er 1996 den Eichendorff-, 1998 den Nikolaus-Lenau-Preis, 2001 den Kunstpreis Schlesien des Landes Niedersachsen. Er war Direktor der Abteilung Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er starb 2009 in Nürnberg. Titel der Gedichtsammlungen:
Alle Titel von Peter Horst Neumann
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Manfred Winkler
Im Schatten des Skorpions Gesammelte Gedichte Die Zeit hat sich verkürzt
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Manfred Winkler, geboren 1922 in der Bukowina, lebte als Schriftsteller und Bildhauer in Jerusalem. Er starb 2014. Auszug aus dem Nachwort von Hans Bergel: […] Manfred Winkler entstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie – der Vater war Rechtsanwalt – aus Putila. Die Kleinstadt liegt auf dem achtundvierzigsten Breitengrad – das ist etwa die Höhe Wiens – mitten in den Waldkarpaten, nur fünfundsiebzig Kilometer südwestlich von Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, die von 1775 bis 1918 zur Habsburgermonarchie gehörte und 1919 durch den Vertrag von Saint-Germain dem Königreich Rumänien zugeteilt wurde, doch ihren Habitus als österreichisch geprägte multikulturelle Region noch knapp zwei Jahrzehnte lang bewahren konnte – trotz der gezielten Rumänisierungspolitik der neuen Landesherren. 1930 verlegte die Familie Winkler ihren Wohnsitz nach Czernowitz, kehrte aber schon 1932 nach Putila zurück. «Ich allerdings ging 1936 nach Czernowitz» – schreibt Winkler in einer autobiographischen Notiz –, «um die Schule zu besuchen, und wohnte dort bei Verwandten. Im unseligen Jahre Juni 1940 bis Juni 1941, das ‹Russenjahr› genannt, wurden meine Eltern mit Bruder und dessen Frau in der Nacht vom 10. Juni 1941 im Rahmen einer riesigen Aktion der Sowjets, die die ganze Nordbukowina erfaßte, von Putila ausgehoben und weggebracht. Ich entkam dieser Aktion nicht, wie verschiedentlich angegeben, weil ich zur ‹Roten Armee› eingezogen wurde, sondern weil ich nicht da war.» (Brief an Hans Bergel, 27. August 1997.) Wenige Monate später wurde Manfred Winkler von den Rumänen zwangsverschickt, kehrte erst 1944 nach Czernowitz zurück und gelangte 1946 im Rahmen der umfassenden Repatriierung der Bukowiner Juden nach Rumänien, wo er sich in Temeswar/Banat niederließ und als Arbeiter und Techniker seinen Lebensunterhalt bestritt. In der Tauwetterperiode nach Stalins Tod trat Winkler in Bukarest mit drei Büchern an die Öffentlichkeit: den Lyrikband Tief pflügt das Leben, 1956, die Kindergedichte Kunterbunte Verse, 1957, und die Verserzählung Fritzchens Abenteuer, 1958. Nach langjähriger Wartezeit glückte ihm 1959 die Ausreise nach Israel. Er ließ sich in Jerusalem nieder, lernte in kurzer Zeit Hebräisch, studierte hebräische und jiddische Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem (1959–1963) und arbeitete danach als verantwortlicher Leiter des Theodor Herzl-Archivs und als Lektor in der Redaktion zur Herausgabe von Herzls Werken (1964–1981). Manfred Winkler, der seit 1981 als freier Schriftsteller, Übersetzer und Bildhauer in Jerusalem lebt, gehört zu den wenigen zweisprachigen Lyrikern Israels. Die Koordinaten sind unübersehbar. Sie bezeichnen einen Lebensweg des 20. Jahrhunderts: Verlust und Zerstörung der heimatlichen Welt, Deportationen, Emigrationen, Familienzerreißung, Flucht, Sprach- und Kulturwechsel, vielfache Rückbindung an durchlaufene Stationen wie an Menschen, über Länder, ja Kontinente verstreute Spuren, unerwartete Ausblicke. Kann einer über das 20. Jahrhundert mitsprechen ohne diese Erfahrungen? – Ich lernte Manfred Winkler 1957 in Bukarest kennen. Es kam zu einer einzigen Begegnung. Doch sie blieb so unvergeßlich, daß die Wiederbegegnung nach fast vierzig Jahren auch nicht andeutungsweise zur Verlegenheit, gar zum Problem wurde. Aus Anlaß eines Schriftstellerkongresses in der rumänischen Hauptstadt, verwickelte mich der drei Jahre Ältere in dem gemeinsam bewohnten Hotel in ein Gespräch, das mir über die Jahrzehnte hinweg in Erinnerung blieb. Es ging um «den Menschen als das Zentralanliegen der Dichtung, gleichviel, ob er ‹gut› oder ‹böse›, ob er ‹wichtig› oder ‹unwichtig› ist». So Manfred Winkler damals. Einer von uns zitierte den Arzt Rieux aus Albert Camus’ Roman La Peste – der wohl 1947 in Paris und 1948 in Deutschland erschienen, dank der kommunistischen Zensur aber mit Verspätung ins Land gekommen war. Dem Doktor Rieux erschien es «gerecht», daß «die Freude wenigstens von Zeit zu Zeit diejenigen belohne, die sich mit dem Menschen begnügen und mit seiner armseligen, gewaltigen Liebe. Alle aber», läßt Camus den Doktor sagen, «die sich über den Menschen hinaus an etwas gewandt haben, blieben ohne Antwort». Manfred Winkler gab, während wir durch das Foyer des von Beamten des Staatssicherheitsdienstes verwalteten Hotels gingen, seinem Abscheu vor «wie auch immer formulierten Ideologien» Ausdruck. Er tat es vor einem Mann, der den gleichen Widerwillen gegen die Fixierung auf das Ideologische empfand, den er aber erst fünf Minuten vorher kennengelernt hatte. […]
Auszug aus dem Nachwort von Hans Bergel
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Ria Endres
Samuel Beckett und seine Landschaften Essays
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Ria Endres, geboren 1946 in Buchloe. Geisteswissenschaftliches Studium. Promotion über Thomas Bernhard. Lebt seit 1969 in Frankfurt am Main. Prosa, Essays, Theaterstücke, Hörspiele, zuletzt: «Eine Skulptur ist auch nur ein Mensch». Zur Zeit arbeitet sie an der Romantrilogie: «Fresko ohne Blau».
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Winter 2005/2006 |
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Friedrich Kröhnke
Samoa oder Ein Mann von fünfzig Jahren Roman
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Friedrich Kröhnke, 1956 in Darmstadt geboren, lebt in Berlin und auf Reisen. «Rattenroman» 1986; «Knabenkönig mit halber Stelle» 1988; «Leporello» 1989; «Was gibt es heut bei der Polizei» 1989; «Grundeis. Ein Fall» 1990; «P 14» 1992; «Aqualand» 1996; «Die Atterseekrankheit» 1999; die Insel-Anthologie «Zwillinge» 1999; «Murnau – Eine Fahrt» 2001; «Ciao Vaschek» 2003. Weiterer Titel von Friedrich Kröhnke
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Dagmar Nick
Momentaufnahmen Prosa
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I
II
III
Dagmar Nick, geboren 1926 in Breslau, ab 1933 in Berlin, gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikerinnen nach 1945. Seit 1947 veröffentlichte sie zahlreiche Lyrik- und Prosabände, Reisebücher und Hörspiele. Sie ist Mitglied des PEN und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lebt heute in München. Auszeichnungen u.a.: Liliencron-Preis der Stadt Hamburg 1948, Eichendorff-Literaturpreis 1966, Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis 1970, Roswitha-von-Gandersheim-Medaille 1977, Tukan-Preis der Stadt München 1981, Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen 1986, Schwabinger Kunstpreis für Literatur der Stadt München 1987, Andreas-Gryphius-Preis 1993, Silbermedaille «München leuchtet» der Landeshauptstadt München 2001, Jakob-Wassermann-Literaturpreis der Stadt Fürth 2002, Ernst-Hoferichter-Preis 2006, Bayerischer Verdienstorden 2006, Horst-Bienek-Preis für Lyrik 2009.
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Wieland Schmied
Begegnung mit Samuel Beckett in Berlin (Rimbaud-Taschenbuch Nr. 28)
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Wieland Schmied, geboren 1929 in Frankfurt am Main, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, hat sich über Jahrzehnte gleichermaßen mit Fragen der bildenden Kunst wie der Literatur beschäftigt. Dabei gehören der Maler Giorgio de Chirico und der Dichter Ezra Pound zu den Figuren, mit denen er sich am intensivsten auseinandergesetzt und über die er immer wieder geschrieben hat. Wieland Schmied, der mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayisten und dem Theo-Wormland-Preis für sein kunstschriftstellerisches Werk ausgezeichnet wurde, war von 1995 bis 2004 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er starb 2014 in Vorchdorf, Oberösterreich. Weitere Titel von Wieland Schmied
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Emil Barth
Das verlorene Haus Eine Kindheit
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Emil Barth, geboren am 6. Juli 1900 in Haan (Bergisches Land), starb am 14. Juli 1958 in Düsseldorf. Nach einer buchgraphischen Lehre begann er seine Tätigkeit als freier Schriftsteller. Barth war Mitbegründer der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Mitglied des PEN und Träger des Großen Kunstpreises des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur (1953). Außerdem erhielt er den Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf (1948), die Ehrengabe der Thomas Mann Stiftung, den Bayrischen Literaturpreis (beide 1956), sowie die Ehrengabe der Hermann-Hesse-Stiftung (1957). Im Rimbaud Verlag erschienen bisher folgende Bücher von Barth: «Die Tigermuschel» (Gedichte), «Enkel des Odysseus» (Erzählungen), «Mohn» (Gedichte aus dem Nachlaß), «Lemuria» (Aufzeichnungen und Meditationen), «Georg Trakl» (Essay) sowie der Roman «Der Wandelstern».
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